Risikomanagement im Kontext von NIS-2
Willkommen zurück zu unserer Blogreihe über die NIS-2-Richtlinie! In den vorherigen Beiträgen haben wir bereits die Grundlagen, den zeitlichen Ablauf und die politischen Entwicklungen, die notwendigen Nachweise für Compliance, die Registrierungs- und Meldepflichten sowie Aufsicht und Sanktionen behandelt. Heute widmen wir uns einem der wichtigsten Aspekte der NIS-2-Compliance: dem Risikomanagement.
Warum ist Risikomanagement so entscheidend für NIS-2?
Die NIS-2-Richtlinie fordert von Unternehmen ein umfassendes Risikomanagement, um die Sicherheit ihrer Netz- und Informationssysteme zu gewährleisten. Nur durch die Identifizierung, Bewertung und Minimierung von Risiken können Unternehmen ihre Resilienz gegen Cyberbedrohungen stärken und die Anforderungen der Richtlinie erfüllen.
Welche Anforderungen an das Risikomanagement werden von der NIS-2 Richtlinie an Dein Unternehmen gestellt?
Artikel 21 der NIS-2 Richtlinie definiert einen ganzen Katalog an Punkten, die im Risikomanagement betrachtet werden müssen. Dazu zählen:
- Ein Konzept zur Risikoanalyse
- Die Bewältigung von Sicherheitsvorfällen
- Die Aufrechterhaltung des Betriebs
- Die Sicherheit der Lieferketten
- Das Management und die Offenlegung von Schwachstellen
- Die Bewertung der Wirksamkeit der Maßnahmen
- Der Einsatz von Kryptographie
- Sichere Authentifizierung mit Multi-Faktor
- Die Cyberhygiene und Schulungen
- Die Zugriffskontrollen und das Management von Anlagen
- Ein Notfallkommunikationssystem
Die Richtlinie verfolgt damit einen ganzheitlichen Ansatz, in dem der Fokus zwar auf den IT-Systemen liegt, aber auch physische Sicherheit wie eine Zugangskontrolle des Betriebsgeländes beachtet werden muss. Um all diese Aspekte zu berücksichtigen ist ein strukturelles Vorgehen unerlässlich. Zusätzlich muss sichergestellt sein, dass ausreichende Ressourcen (z.B. Personal, Technik und Budget) zur Verfügung stehen.
Wie wird eine Risikoanalyse durchgeführt? Ein strukturierter Ansatz
Eine effektive Risikoanalyse ist der Ausgangspunkt für ein erfolgreiches Risikomanagement. Zur konkreten Umsetzung gibt es unterschiedliche Ansätze. Ganz grundsätzlich sind die wichtigsten Schritte folgende:
- Identifizierung von Assets: Erstellen einer vollständigen Liste aller kritischen Assets Deines Unternehmens, einschließlich Hardware, Software, Daten, Wissen und Services.
- Bewerten der Assests: Definiere den Wert eines Assets anhand von Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit und ordne sie bestimmten Schutzkategorien zu.
- Identifizierung von Bedrohungen: Ermittle potenzielle Bedrohungen, die Deine Assets gefährden könnten, wie z.B. Malware, Phishing, DDoS-Angriffe, Insider-Bedrohungen usw.
- Bewertung von Schwachstellen: Analysiere die Schwachstellen in Deinen Systemen und Prozessen, die von Bedrohungen ausgenutzt werden könnten.
- Bewertung von Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkung: Schätze die Wahrscheinlichkeit ein, dass eine Bedrohung eine Schwachstelle ausnutzt, und bewerte die potenziellen Auswirkungen auf Dein Unternehmen (z.B. finanzielle Verluste, Reputationsschäden, Betriebsunterbrechungen).
- Risikobewertung: Kombiniere Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkung, um das Gesamtrisiko für jedes Asset zu bestimmen.
- Entwicklung von Risikomanagementstrategien: Entwickele Maßnahmen zur Minimierung oder Beseitigung der identifizierten Risiken (z.B. Implementierung von Sicherheitskontrollen, Schulung von Mitarbeitern, Abschluss von Versicherungen).
- Dokumentation und Überprüfung: Dokumentiere den gesamten Risikomanagementprozess und überprüfe ihn regelmäßig, um sicherzustellen, dass er weiterhin effektiv ist.
Gerne unterstützen wir dein Unternehmen auf dem Weg zu einem effizienten Risikomanagement. Eine gute Dokumentation und effiziente Prozesse sind wichtige Stützpfeiler. Uns ist es wichtig eine für dein Unternehmen passende Lösung zu erarbeiten.
Worauf kann Ihr Unternehmen aufbauen? Vorhandene Zertifizierungen und Vorlagen
Natürlich ist es hilfreich, wenn dein Unternehmen bereits Zertifizierungen erworben hat und diese als Basis nutzen kann. Aber auch ohne vorhandene Zertifikate gibt es häufig Sicherheitsprozesse, die für den Aufbau eines Risikomanagements genutzt werden können. Je nach Größe und Komplexität deines Unternehmens ist auch der Aufbau eines Managementsystems unterschiedlich aufwändig.
- Vorhandene Zertifizierungen: Wenn Dein Unternehmen bereits über Zertifizierungen wie ISO 27001 verfügt, ist schon eine gute Grundlage gelegt. Dennoch musst du überprüfen, ob deine Zertifizierungen alle Anforderungen der NIS-2-Richtlinie abdecken oder ob noch einzelne Punkte eingearbeitet werden müssen. Auf jeden Fall musst du daran denken die Meldepflichten in das Konzept aufzunehmen und Verantwortlichkeiten in diesem Bereich klar zu definieren.
- Keine Zertifizierungen: Auch wenn Du noch keine Zertifizierungen hast, gibt es häufig bereits Prozesse, die die Datensicherheit garantieren sollen. Darauf kannst Du aufbauen. Zusätzlich helfen branchenspezifische Best Practices und Standards, um das Risikomanagement zu verbessern. Wenn (IT-) Sicherheit bisher eine untergeordnete Rolle gespielt hat, ist es jetzt höchste Zeit das zu ändern. Wir unterstützen euch gerne!
- Vorlagen: Es gibt zahlreiche Vorlagen und Frameworks, die Dir bei der Durchführung einer Risikoanalyse helfen können. Beispiele sind die BSI-Standards, NIST Cybersecurity Framework oder ISO 27005.
Welche und wie viele Ressourcen werden benötigt?
Der Ressourcenbedarf für das Risikomanagement hängt von der Größe und Komplexität Deines Unternehmens ab. Folgende Ressourcen sind in der Regel erforderlich:
- Personal:
- Risikomanagement: Verantwortliche für die Planung, Durchführung und Überwachung des Risikomanagementprozesses.
- IT-Sicherheitsexpertise: Verantwortliche für die Identifizierung und Bewertung von IT-Sicherheitsrisiken.
- Fachbereichsexpertise: Verantwortliche für die Identifizierung und Bewertung von Risiken in den jeweiligen Fachbereichen.
- Technologie:
- Risikomanagementsoftware: Zur Unterstützung bei der Dokumentation, Analyse und Überwachung von Risiken.
- Sicherheitslösungen: Zur Implementierung von Sicherheitskontrollen und zur Minimierung von Risiken.
- Finanzen:
- Budget für die Durchführung von Risikoanalysen, die Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen und die Schulung von Mitarbeitern.
Die Anzahl der erforderlichen Personen variiert in Abhängigkeit der jeweiligen Verantwortlichkeitsbereiche. Unternehmensstrukturen erlauben es, dass eine Person mehrere Verantwortungsbereiche abdeckt. Grundsätzlich wird jedoch eine Beteiligung von mindestens zwei Personen empfohlen, um Redundanz zu gewährleisten.
Interne Umsetzung vs. Externe Unterstützung: Was ist die beste Option für Ihr Unternehmen?
Ob Du das Risikomanagement intern umsetzen oder externe Unterstützung benötigst, hängt von deinen Ressourcen und Know-how ab.
- Interne Umsetzung: Geeignet, wenn Du über qualifiziertes Personal und ausreichend Ressourcen verfügen. Wenn bereits gut Grundlagen im Bereich Risikomanagement bestehen oder sogar Zertifizierungen vorhanden sind.
- Externe Unterstützung: Sinnvoll, wenn Du das Risikomanagement von Grund auf aufbauen musst und Du Unterstützung bei der Durchführung einer umfassenden Risikoanalyse, der Entwicklung einer Risikomanagementstrategie oder der Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen benötigst.
Unterstützung finden
- Cybersicherheitsberater: Bieten umfassende Dienstleistungen im Bereich Risikomanagement und NIS-2-Compliance an.
- IT-Dienstleister: Unterstützen bei der Implementierung von Sicherheitslösungen und der Durchführung von technischen Risikoanalysen.
- Branchenverbände und -initiativen: Bieten Informationen, Schulungen und Networking-Möglichkeiten zum Thema Risikomanagement.
Weitere wichtige Aspekte des Risikomanagements im Kontext von NIS-2
- Kontinuierliche Verbesserung: Risikomanagement ist ein fortlaufender Prozess, der regelmäßig überprüft und verbessert werden muss.
- Einbindung des Managements: Das Management muss aktiv in den Risikomanagementprozess eingebunden sein und die notwendigen Ressourcen bereitstellen.
- Sensibilisierung der Mitarbeiter: Alle Mitarbeiter müssen für das Thema Cybersicherheit sensibilisiert und in die Risikomanagementprozesse einbezogen werden.
- Berücksichtigung der Lieferkette: Auch die Risiken in Ihrer Lieferkette müssen berücksichtigt werden.
Wie wir dich unterstützen können
Unser Team von Cybersicherheitsexperten unterstützt Dich gerne bei der Umsetzung der NIS-2-Anforderungen im Bereich Risikomanagement. Wir bieten:
- Durchführung einer umfassenden Risikoanalyse
- Entwicklung einer individuellen Risikomanagementstrategie
- Implementierung von Sicherheitslösungen
- Schulungen für deine Mitarbeiter
- Unterstützung bei der Vorbereitung auf Audits
Kontaktiere uns für ein unverbindliches Beratungsgespräch!
Die in diesem Blogpost enthaltenen Informationen dienen lediglich zu Informationszwecken und stellen keine Rechtsberatung dar. Wir haben die Informationen nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt, übernehmen jedoch keine Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der bereitgestellten Informationen. Für eine verbindliche Auslegung der NIS-2-Richtlinie und deren Umsetzung in nationales Recht konsultiere bitte einen Rechtsberater.
Quellenangaben
- BSI: „Risikomanagement“ [https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/Unternehmen-und-Organisationen/Standards-und-Zertifizierung/IT-Grundschutz/BSI-Standards/BSI-Standard-200-3-Risikomanagement/bsi-standard-200-3-risikomanagement_node.html]
- NIST Cybersecurity Framework [https://www.nist.gov/cyberframework]
- ISO 27005 „Information security risk management“ [https://www.iso.org/standard/80585.html]
- OpenKRITIS [https://www.openkritis.de/]
- Allianz Risikobarometer [https://www.agcs.allianz.com/news-and-insights/reports/allianz-risk-barometer.html]
- Bitkom „Leitfaden IT-Sicherheit“ [https://www.bitkom.org/Themen/Sicherheit-Datenschutz/IT-Sicherheit]
- Cybersicherheitsagentur der Europäischen Union (ENISA) [https://www.enisa.europa.eu/]